Warum du noch nicht so gut spielst, wie du könntest
Ok, deine Entwicklung auf dem Instrument will sich bei dir nicht wirklich einstellen und so langsam fragst du dich, ob du nicht doch einfach mal den Lehrer wechseln solltest – oder schlimmer noch: ob du es nicht doch lieber ganz lassen und mit dem Cello spielen aufhören solltest…!
Kennst du das? Vielleicht hattest du auch genau aus diesen Gründen schon mehrere Lehrer, hast mehrere Anläufe unternommen, um doch nochmal irgendwie an dein Trauminstrument zu kommen, es damit doch noch mal zu versuchen (denn eigentlich findest du es schon wirklich toll!).
Aber scheinbar hattest du Recht, ja, im Grunde genommen hast du es sogar schon immer gewusst: das ist nur was für Begabte. Für dich nicht. Schade.
hrrm hrrm… (räusper)
Da du ja gerade diesen Artikel liest, gehe ich mal davon aus, dass du es jetzt schon gern etwas genauer wissen willst und vielleicht sogar ganz dankbar wärst, wenn ich deine Ausreden an dieser Stelle mal nicht mehr länger gelten lasse. Außerdem ist das mein Job und du hast es verdient, dass dich jemand, der kompetent in seiner Sache ist, wirklich mal einen ganzen Schritt weiter bringt.
Also. Ganz allgemein gesagt, beobachte ich immer wieder vier “Üb-” oder “Lerntypen”. Da das Wort “Lerntypen” hier eigentlich nicht korrekt ist, nenne ich sie einfach mal Fortschrittstypen. Sie alle verbindet, dass sie schon viel besser sein könnten – es aber nicht sind, weil es nur langsam voran geht, weil sie sich selbst im Lernen blockieren. Sabotieren. Und weil sie das dulden. Tolerieren. Als so gegeben hinnehmen. Okay finden!
Und ja, es ist alles völlig okay, du bist ok! Du kannst selbstverständlich in deinem ganz eigenen Lerntempo lernen und voranschreiten. Du musst keine großen Ziele haben oder “schnell, schnell” vorankommen und dich verbessern. Ich möchte nur nicht, dass du deinem Lehrer oder noch schlimmer, deinem “fehlenden Talent” die Schuld gibst! Denn in deinem Fall geht es gerade mal nicht um große Begabung oder Unbegabung, wo es doch immer heißt “95% Fleiß und nur 5% Talent”. Und genau das ist es – da haben wir es. Du bist hier, weil du besser spielen willst. Weil du Musik liebst. Und dich auf dem Cello gern besser ausdrücken möchtest. Und weil dir das noch nicht so gut gelingt, obwohl du doch ganz schön viel Zeit und Mühe in dein geliebtes Hobby steckst.
Also. Schauen wir mal, woran das bei dir liegen könnte, vielleicht erkennst du dich hier wieder…
Fortschritts-Typ #1: Das Faultier
Du übst zu wenig bzw. dein Unterbewusstsein will nicht, dass du Cello spielst und musikalisch vorankommst, deshalb verhindert es das und hält dich durch Ablenkung (!) vom bewussten Üben ab. Man könnte auch sagen, du bist einfach nur träge oder “faul”, wobei du dir diesen fehlenden Antrieb schön redest und vor dir selbst rechtfertigst, z.B. mit Gründen wie “ich habe keine Zeit” oder “da musste ich mich erstmal um meine Oma kümmern, das war wirklich wichtig!!”.
Keine Sorge – du bist nicht allein damit 🙂 Und ich weiß auch, dass dir das selber stinkt und du eigentlich überhaupt nicht gern dieser Typ bist, tatsächlich sogar wahnsinnig fleißig sein kannst! In dir wirken Mechanismen, die auf emotionaler Ebene gelöst werden können. Wenn du z.B. durch Erfahrungen in deiner Kindheit unbewusst die Überzeugung angenommen hast, du seist nicht “gemacht” für Cello, weil entweder deine Finger zu klein/ zu lang oder deine Konzentration zu schwach wären, dann “darfst” du dich aus Sicht deines Verstandes, der immer Recht haben will, ja gar nicht auf dem Instrument entwickeln, weil sonst das Gegenteil, nämlich der Fortschritt, eintreten würde! Dies passt in deinem abgespeicherten “System” noch nicht zusammen, dein Verstand hätte da mit Unrecht! Daher “kreiert” dein Unterbewusstsein immer wieder Szenarien, die dich vom Cello spielen und vom Üben abhalten.
Was dir fehlt, ist ein echtes Grundmotiv. Ein Antrieb bzw. eine Motivation, die so stark ist, dass sie deine Ausdauer ankurbelt. Und: Erfolgserlebnisse durch Üb- und Spieltechniken, die wirklich funktionieren – die damit verbundene Freude und Inspiration, die dich antreibt, weiter in diese Richtung zu stürmen und Hindernisse zu zerschmettern.
Fortschritts-Typ #2: Der Stresser
Du bist suuuuuperfleißig, aber übst viel zu viel, hast zudem überhöhte Ansprüche und Erwartungen an dich selbst, leidest unter Perfektionismus und setzt dich damit unter Druck, der dir Energie, Ausdauer, Ruhe und Freude raubt. Du machst wenig bis keine Pausen und befindest dich in Unkenntnis darüber, was deine mühevoll erarbeiteten Ergebnisse wirklich langfristig fixiert und stabil hält. Wenn du dir dann doch mal eine Pause von deiner Übtortour gönnst, dann nimmt sie ungeplant ein viel zu langes Ausmaß an, was eigentlich ein Aufschrei deines überstrapazierten Körpers ist, der sich nach Ruhe und Entspannung sehnt.
Anstatt in diese beiden Extreme zu verfallen, würde es dir helfen, langfristig die Haltung eines Dauerläufers anstatt eines Sprinters einzunehmen und damit einfacher und besser durchzuhalten.
Fortschritts-Typ #3: Der Verdränger
Du übst falsch bzw. du weißt nicht, was dich beim Üben wirklich weiterbringt – zummindest aber was dich stört. Doch du änderst nichts daran! Oder du weißt bzw. könntest es, aber tust es nicht. Du denkst, du musst einfach nur “mehr” üben und ja, natürlich auch “richtig üben“. Du gibst dir selbst die Schuld dafür, dass du es nicht tust, denn eigentlich weißt du ja, dass es dann besser werden würde (zummindest glaubst du das). Und sobald du es mal machen würdest, käme schon der Erfolg beim Spielen. Aber er kommt noch nicht so richtig – weil es ja an dir liegt, jaaaaaa, du wirst jetzt einfach mal wirklich anfangen, besser zu üben – morgen, übermorgen! Du weißt ja, wie es geht, du musst es einfach nur noch machen, anwenden halt und nicht immer drüberweg spielen… Auf jeden Fall: bald kümmerst du dich auch mal darum 🙂
Bei vielen dieser Typen spielt das Thema Heilung durch Musik eine Rolle und daher ist es für dich wichtiger, einfach nur zu spielen – wenn auch “irgendwie” – als technisch wahnsinnig perfekt zu werden. Mein Empfehlung für dich: dein Selbstheilungseffekt wird umso größer und wirkt sich umso stärker auf dich aus, wenn du durch technische Reife/ Verbesserung in die Lage kommst, noch mehr nach deinen Wünschen und Bedürfnissen zu spielen. Beides ist damit absolut vereinbar.
Fortschritts-Typ #4: Die Biene
Du übst zwar gut und bist sehr fleißig, kennst aber entscheidende “Hebel” nicht – oder nicht alle – und hältst dich dadurch selbst klein, indem du alles allein versuchst, keine Hilfe in Anspruch nimmst und dich dadurch zum einen nur einseitig reflektierst und zum anderen in deiner Größe und Wirkkraft beschränkst. Dieser Typ leistet wahnsinnig viel unter oft herausfordernden Bedingungen und erschöpft sich dadurch selbst, weil er den Anspruch hat, selbstständig und “gut” zu sein. Du darfst es leichter haben! Und auch um Hilfe bitten. Dadurch kommst du besser und v.a. einfacher voran, ohne immer so zu kämpfen.
Fast allen Typen gemein ist, dass ihr Zeitmanagement beim Üben besser sein könnte. Dadurch steigert sich gleichzeitig Ausdauer und Energie, es stellen sich langfristig mehr Spaß an der Sache und Erfolgserlebnisse ein.
Wenn du willst, dass ich mit dir deine Situation nochmal genauer analysiere und dich persönlich coache, dann bewirb´dich einfach hier.
Alles Liebe für dich, deine